Pflegekräftemangel in Deutschland: Warum die „24 Stunden Pflege“ an Bedeutung gewinnt

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Der Pflegenotstand in Deutschland spitzt sich weiter zu. Bereits heute fehlen in stationären Einrichtungen und bei ambulanten Diensten Tausende qualifizierte Pflegekräfte – Tendenz steigend. Die häusliche „24 Stunden Pflege“ wird dabei zunehmend zur Alternative, auf die viele Familien zurückgreifen. Doch was macht dieses Modell so relevant in einer Zeit des Fachkräftemangels? Und worauf sollten Angehörige achten?


Der Pflegekräftemangel in Zahlen

Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlen in Deutschland aktuell über 100.000 Pflegekräfte – allein im stationären Bereich. Bis zum Jahr 2035 könnte sich diese Zahl verdoppeln, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Gründe für diesen Mangel sind vielfältig:

  • Der demografische Wandel: Die Gesellschaft wird älter, die Zahl der Pflegebedürftigen steigt.
  • Schlechte Arbeitsbedingungen: Überlastung, geringe Bezahlung und Schichtarbeit schrecken Fachkräfte ab.
  • Nachwuchsmangel: Zu wenige junge Menschen entscheiden sich für eine Ausbildung in der Pflege.
  • Hohe Fluktuation: Viele Pflegekräfte kehren dem Beruf nach wenigen Jahren wieder den Rücken.

Warum die häusliche „24 Stunden Betreuung“ an Relevanz gewinnt

Vor dem Hintergrund des Pflegenotstands ist die häusliche sog. „24 Stunden Betreuung“ für viele Familien die einzige Möglichkeit, pflegebedürftige Angehörige rund um die Uhr versorgt zu wissen. Besonders in ländlichen Regionen, wo ambulante Pflegedienste überlastet oder gar nicht verfügbar sind, füllen osteuropäische Betreuungskräfte eine entscheidende Lücke.

Denn im Gegensatz zu klassischen Pflegeeinrichtungen oder mobilen Diensten bietet die „24 Stunden Pflege“:

  • Kontinuität: Eine feste Betreuungskraft kümmert sich über Wochen hinweg um den Pflegebedürftigen.
  • Vertrautheit: Die Pflege findet im eigenen Zuhause statt – in gewohnter Umgebung.
  • Flexibilität: Die Betreuung kann individuell auf den Tagesablauf und die Bedürfnisse abgestimmt werden.
  • Entlastung: Angehörige werden in ihrem Alltag spürbar unterstützt.

Gesellschaftliche Entwicklung: Mehr Pflegebedürftige, weniger Pflegekräfte

Laut Statistischem Bundesamt wird bis 2030 jeder vierte Mensch in Deutschland über 65 Jahre alt sein. Die Zahl der Pflegebedürftigen könnte auf über 6 Millionen steigen. Gleichzeitig scheiden jährlich Zehntausende Pflegekräfte altersbedingt aus dem Beruf aus – bei viel zu geringer Nachwuchsquote.

Diese Schere zwischen Angebot und Nachfrage führt dazu, dass sich Familien zunehmend auf alternative Modelle wie die sog. 24-Stunden-Betreuung verlassen müssen – oft aus purer Notwendigkeit.


Die Rolle osteuropäischer Betreuungskräfte

Der Großteil der Betreuungskräfte in der häuslichen „24 Stunden Pflege“ kommt aus Osteuropa – vor allem aus Polen, Rumänien, Bulgarien oder der Slowakei. Viele arbeiten über Entsendungsmodelle oder als selbstständige Haushaltshilfen, leben im Haushalt der pflegebedürftigen Person und übernehmen Betreuung, Grundpflege sowie hauswirtschaftliche Tätigkeiten.

Diese Betreuungsform ist rechtlich umstritten, aber de facto unverzichtbar – sie trägt maßgeblich dazu bei, den Pflegenotstand in Deutschland abzufedern.


Chancen: Wie die „24 Stunden Pflege“ die Versorgungslücke schließt

Die häusliche Betreuung ist kein Allheilmittel, aber sie bietet eine Reihe konkreter Vorteile im Kampf gegen den Fachkräftemangel:

  • Sie entlastet ambulante Dienste und stationäre Einrichtungen, da viele Pflegebedürftige gar nicht erst in ein Heim müssen.
  • Sie stärkt die Eigenverantwortung der Familien – durch individuell organisierte Hilfe vor Ort.
  • Sie schafft Beschäftigungsmöglichkeiten für qualifizierte Betreuungskräfte aus dem Ausland, sofern diese fair und legal integriert werden.

Die Politik erkennt zunehmend, wie wichtig dieses Modell für die Zukunft der Pflege ist – was sich auch in Reformplänen und Gesetzesvorschlägen zur rechtssicheren Gestaltung zeigt.


Herausforderungen: Was verhindert den Durchbruch?

Trotz aller Vorteile gibt es auch strukturelle Hürden, die einer breiteren Nutzung der „24 Stunden Betreuung“ im Weg stehen:

  • Rechtliche Unsicherheit: Viele Modelle bewegen sich in einer Grauzone – Stichwort Scheinselbstständigkeit oder Arbeitszeitverstöße.
  • Fehlende Transparenz: Angehörige finden schwer seriöse Anbieter oder wissen nicht, worauf sie achten sollen.
  • Finanzielle Belastung: Die Pflegeversicherung deckt nur einen Teil der Kosten ab – viele Familien müssen tief in die eigene Tasche greifen.
  • Mangelnde gesellschaftliche Anerkennung: Betreuungskräfte werden oft nicht als Teil des Pflegesystems wahrgenommen – obwohl sie es längst sind.

Politische Entwicklungen: Kommt die rechtssichere Lösung?

Der Koalitionsvertrag 2025 sieht vor, die „24 Stunden Pflege“ auf eine rechtssichere Grundlage zu stellen. Ziel ist es, faire Beschäftigungsmodelle zu schaffen, die Betreuungskräfte schützen und Familien Planungssicherheit bieten.

Geplant sind unter anderem:

  • Maximalarbeitszeiten mit gesetzlicher Absicherung
  • Reform des Statusfeststellungsverfahrens
  • Einführung eines Familienbudgets zur Finanzierung haushaltsnaher Dienstleistungen
  • Digitale Lösungen zur Qualitätssicherung

Diese Maßnahmen könnten helfen, die „24 Stunden Betreuung“ aus der Grauzone zu holen – und sie zu einem anerkannten Teil des Pflegesystems zu machen.


Fazit: Die „24 Stunden Pflege“ ist kein Nischenmodell mehr – sondern eine zentrale Säule im Pflegesystem

In einer alternden Gesellschaft mit gravierendem Pflegekräftemangel ist die häusliche „24 Stunden Pflege“ keine Randlösung mehr – sondern eine tragende Säule für die Versorgung von Millionen Menschen. Sie bietet individuelle Betreuung, emotionale Nähe und Stabilität im Alltag.

Voraussetzung für ihren nachhaltigen Erfolg ist allerdings eine rechtliche und politische Aufwertung. Nur wenn Betreuungskräfte fair behandelt und Familien unterstützt werden, kann dieses Modell seine volle Kraft entfalten – und dem deutschen Pflegesystem wirklich helfen.

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