Eine sog. 24-Stunden-Betreuung ist eine der teuersten, aber zugleich persönlichsten Betreuungsformen. Ohne strukturierte Planung kann das Jahresbudget leicht fünfstellige Eurobeträge verfehlen. Wer dagegen alle Posten von Anfang an kennt, profitiert von:
- Planungssicherheit: Keine bösen Überraschungen trotz Inflationsschwankungen oder Mindestlohnanpassungen.
- Qualitätserhalt: Solide Finanzen bedeuten, dass Sie nicht an den falschen Stellen sparen müssen (z. B. an Sprachkompetenz).
- Stressreduktion für Angehörige: Klar definierte Kosten vermeiden Panik, falls Pflegegrade neu begutachtet werden.
Inhalt
ToggleDie fünf größten Preisfaktoren im Detail
1. Qualifikation & Deutschkenntnisse
Pflegekräfte mit Berufsexamen, Demenz-Fortbildung und B2-Deutsch verdienen oft 450 – 600 € mehr pro Monat als Helferinnen mit Grundkenntnissen.
2. Pflegegrad & Betreuungsumfang
Höhere Pflegegrade bedeuten mehr Transferhilfen, Inkontinenzversorgung und Nachteinsätze. Dies erhöht sowohl das Grundhonorar als auch den Zuschlag für Bereitschaftszeiten.
3. Beschäftigungsmodell
Entsendung (Arbeitgeber im EU-Ausland) entlastet Sie von Lohnbuchhaltung, kostet aber zusätzliche Agenturgebühren.
Direktanstellung reduziert die Provision, erfordert jedoch Anmeldung bei SV und BGW sowie Lohnabrechnungen.
Selbstständigkeit verspricht Flexibilität, birgt aber das Risiko der Scheinselbstständigkeit.
4. Agenturleistungen
Seriöse Agenturen prüfen Referenzen, vermitteln Ersatzkräfte und übernehmen 24/7-Hotline. Rechnen Sie mit 119 – 500 € pro Monat, inkl. Qualitätsvisiten.
5. Fahrt- & Reisekosten
Ticketpreise variieren mit Saison und Herkunftsland. Frühbuchung oder Sammeltransfers sparen bis zu 40 %. Achten Sie auf transparent gerechnete Kilometergeld- oder Flugpauschalen.
Kostenmatrix: Was kostet welche Leistung?
Leistungspaket | Beschreibung | Ø Monatskosten (€) | Sparpotenzial |
Basis-Betreuung (PG 1-2) | Haushaltsführung, Grundpflege ohne Transfers | 1 800 – 2 100 | Verhandeln Sie bei mehrmonatigen Einsätzen den Tagessatz. |
Intensiv-Pflege (PG 3-5) | Transfers, Inkontinenz, Nachtbereitschaft | 2 300 – 2 800 | Nachtarbeit exakt dokumentieren, nur echte Einsätze voll vergüten. |
Agenturgebühr | Matching, Ersatzdienst, Hotline | 119 – 500 | Mehrjahresvertrag mit Bonusstaffel aushandeln. |
Fahrtkosten | Hin- & Rückreise 1×/2–3 Monate | 100 – 300 | Fahrten mit anderen Kräften bündeln (Shuttle). |
Beispielkalkulation: Familie Müller mit Pflegegrad 3
Kostenposten | Monat 1 (€) | Monat 2 (€) | Monat 3 (€) |
Grundgehalt Kraft A | 2 150 | – | – |
Grundgehalt Kraft B | – | 2 150 | – |
Grundgehalt Kraft C | – | – | 2 150 |
Sozialabgaben (AG Ausland) | 375 | 375 | 375 |
Agenturgebühr | 300 | 300 | 300 |
Fahrtkosten | 120 | 0 | 120 |
Monatskosten brutto | 2 945 | 2 825 | 2 945 |
Pflegegeld PG 3 | − 545 | − 545 | − 545 |
Eigenbelastung | 2 400 | 2 280 | 2 400 |
Versteckte Kosten erkennen & vermeiden
Feiertags-Mehrfachzuschläge
Einige Agenturen berechnen an Heiligabend sowohl Feiertag und Sonntag. Verlangen Sie eine einheitliche Feiertagsliste.
Rückreise bei Einsatzabbruch
Fällt die Kraft krankheitsbedingt aus, dürfen zusätzliche Flugkosten nicht auf den Auftraggeber umgelegt werden. Vertraglich klären!
Sprachtrainings-Pauschalen
Bezahlen Sie nur nach erfolgreicher Zertifikatsvorlage (A2/B1/B2), nicht pauschal.
Hospitalsaufenthalte der zu Pflegenden
Klare Vereinbarung: Ruht die Betreuung, reduzieren sich Gehalt & Agenturgebühren um mindestens 60 %.
Spartipps ohne Qualitätsverlust
Pflegekasse optimal ausschöpfen
- Pflegegeld (PG 1–5): 347 – 990 € / Monat
- Kombinationsleistungen nutzen, um Sachleistungen (Pflegedienst) flexibel umzuwandeln.
Verhinderungs- & Kurzzeitpflege bündeln
Bis 3539,- € pro Jahr, frei einsetzbar auf Rechnung der Agentur – am besten gleich zu Jahresbeginn beantragen.
Steuern senken (§ 35a EStG + außergewöhnliche Belastungen)
20 % der haushaltsnahen Dienstleistungen direkt von der Steuerschuld abziehen. Zusätzlich können nachweislich pflegebedingte Umbauten (Treppenlift) als außergewöhnliche Belastung geltend gemacht werden.
Vertragslaufzeit strategisch wählen
Ein 18-Monats-Vertrag mit Kündigungsfenster alle 6 Monate sichert Preisstabilität und bietet Flexibilität.
Digitale Zeiterfassung
Apps wie „Care-Log“ dokumentieren Arbeits- und Bereitschaftszeiten minutengenau. Transparenz senkt Konflikt- und Nachzahlungsrisiko.
Häufige Kalkulationsfehler
— Wochen statt Monatskosten rechnen
48 h × 13,50 € Mindestlohn klingt überschaubar (648 €), ignoriert aber Sozialabgaben, Nachtzuschläge und Agentur.
— Einmalige Kosten auf Monatsbasis vergessen
Visumsgebühren (ca. 100 €) oder ärztliche Atteste (bis 50 €) sollten in die erste Rate einkalkuliert werden.
Praxistipp: Drei Szenarien rechnen
- Minimal-Szenario: Pflegegrad 1, Kraft mit Basiskenntnissen, kurze Laufzeit
- Wahrscheinlich-Szenario: Ihr realer Bedarf (Pflegegrad, Qualifikation)
- Worst-Case: Höchster Pflegegrad + Nachtarbeit + Inflationspuffer (+ 10 %)
Vergleichstabellen verhelfen zu einer soliden Risikoreserve von mindestens drei Nettomonatsgehältern.
Fazit: Budget im Griff behalten
Wer alle Kostenblöcke transparent erfasst, Förderungen ausschöpft und Verträge clever verhandelt, kann eine sog. 24-Stunden-Betreuung auf Dauer finanzieren, ohne dabei auf Qualität verzichten zu müssen. Die beste Kostenkontrolle ist eine Mischung aus sorgfältiger Planung, digitalem Monitoring und regelmäßigen Preis-Benchmarks mit anderen Anbietern.